Half-A-Wind Show. Yoko Ono Retrospektive in Frankfurt am Main
28.02.2013 20:43
Yoko Ono schuf einige richtungsweisende Arbeiten in den frühen 1960er-Jahren, die zuerst in New York und später in Japan gezeigt wurden, darunter die 1961 und 1962 ausgestellten „Instructions for Paintings“, die erwähnte Performance „Cut Piece“ sowie das 1964 erschienene Buch „Grapefruit “, das diese Entwicklung festigten sollte. Besondere Aufmerksamkeit legt die Retrospektive auf Yoko Onos Werke aus den 1960er- und 70er-Jahren, ihren Einfluss auf Fluxus-Bewegung, Konzept- und Performancekunst, Environments, Film, Musik, ihren Einsatz für den Frieden sowie ihr Engagement, diesen bahnbrechenden Ideen den Weg zu bereiten. Auch mehrere große Installationen und andere aktuelle Werke werden in der Ausstellung zu sehen sein.
Eine Idee, die Yoko Ono 1969 hatte, war eine Modekollektion für John Lennon. Sie zeichnete Skizzen und schenkte sie ihm zur Hochzeit: Auf einer Zeichnung ist eine Hose mit einer kreisrunden Auslassung am Po zu sehen, auf einer anderen ein Anorak, auf dem der Umriss eines Hinterns prangt. „Ich bin dazu inspiriert worden, weil mein Mann so großartig aussah. (...) Also kreierte ich diese Skizzen-Serie mit viel Liebe für seinen Körper (...) Er verliebte sich dadurch gleich ein bisschen mehr in mich“, erzählte Yoko Ono der Zeitung „Womans Wear Daily“. Doch erst 43 Jahre nach der Hochzeit, im Herbst vergangenen Jahres, wurde die Kollektion umgesetzt – in Kooperation mit dem New Yorker Modelabel Opening Ceremony. Die Kollektion trägt den Titel „Fashion for Men: 1969-2012“ und umfasst 18 Entwürfe, von denen jeweils 52 Stück (Yoko Onos Glückszahl) produziert wurden.
Yoko Onos erste Herrenkollektion ist also gewissermaßen die zweite Version der Hochzeits-Zeichnungen für John Lennon. Die Kollektion ist sexy, gewagt und ziemlich humorvoll. Wie bei vielen ihrer künstlerischen Werke spielt sie auch in ihrer Mode mit den Rollenbildern von Männern und Frauen: Der „Lightbulb Bra“ ist eine Art BH für Männer, an dem in Höhe der Brustwarzen LED-Lampen blinken, das „Bell Board“ sind Klingel-Brüste zum Umschnallen. Bei ihren „Cutout Trousers“, Hosen, deren Netzeinsätze einen freien Blick auf den Po des Trägers erlauben, fühlt man sich unweigerlich an ihren Film „No. 4 (Bottoms)“ erinnert, in dem sie nackte Hintern in den Fokus nahm. Bei anderen Hosen hat sie einen Handabdruck im Schritt platziert. Es gibt aber auch einige alltagstauglichere Entwürfe, wie Kapuzensweatshirts mit dem Schriftzug „Dream“ oder Blazer mit verschiedenfarbigen Ärmeln. Gleichzeitig mit der Kollektion brachte Yoko Ono ein Buch mit den Original-Skizzen heraus.
Die umfangreiche Ausstellung "Yoko Ono. Half-A-Wind Show. Eine Retrospektive." gibt es noch bis zum 12. Mai 2013 zu sehen in der Kunsthalle SCHIRN, Römerberg, 60311 Frankfurt. Öffnungszeiten sind Dienstags, Freitags, Samstags von 10-19 Uhr, und Mittwochs und Donnerstags von 10-22 Uhr. Im Prestel Verlag ist der dazu gehörige Katalog erschienen. Viel Spaß!