Sexualität fördert Gesundheit und Selbstvertrauen

28.05.2013 15:43

In vielen Meinungen, Moralurteilen und Kommentaren gelten die Akteurinnen aus Pornofilmen und Prostituierte oft als Missbrauchsopfer, als in früher Kindheit traumatisiert oder drogenabhängig. In diesen Urteilen schwingt auch die Interpretation mit, solche Frauen lebten eine düstere Opferrolle, seien gebrochen und unglücklicher als 'normale' Frauen. Im letzten Jahr wurde in den USA eine umfangreiche Untersuchung durchgeführt, von der das Fachmagazin "Journal of Sex Research" im Dezember 2012 berichtete. Daraus geht eine gänzlich andere Interpretationsbasis für die Beurteilung des Wohlbefindens von sogenannten Sexarbeiterinnen hervor, zeigten sich diese doch um einiges glücklicher und zufriedener als die Durchschnittsfrauen aus der Kontrollgruppe.

 

Das Forscherteam um den Psychologen James Griffith von der Shippenburg University in Pennsylvania wollte die Frage klären, ob es sich bei den freizügigen Frauen um möglischer Weise psychisch und körperlich beeinträchtigte Personen handeln könnte, wie dies vor allem die religiösen Kritiker der amerikanischen Pornoindustrie behaupten, welche nach Schätzungen des New York Times Magazine immerhin einen jährlichen Umsatz von bis zu 14 Milliarden Dollar generiert. Dazu befragten die Forscher 177 amerikanische Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren, die schon mindestens eine bezahlte Rolle in einem Pornofilm gehabt hatten, nach ihrem Wohlbefinden und Details aus ihrem Lebenslauf. Eine Kontrollgruppe von Frauen mit ähnlichem Alter und Beziehungsstatus wurde den Darstellerinnen gegenübergestellt, von denen immerhin ein Drittel verheiratet war oder in einer festen Beziehung lebte.

Pornofrauen sammeln früh Erfahrungen und lieben sich oft bisexuell

Einige Ergebnisse der Befragung überraschen wenig. Danach hatten die Pornodarstellerinnen ihr "Erstes Mal" im Alter von 15 durchschnittlich zwei Jahre früher als die Frauen aus der Kontrollgruppe. Sie waren mit 67% gegenüber sieben Prozent eher bisexuell veranlagt. Während Frauen aus der Kontrollgruppe in ihrem Leben durchschnittlich fünf Liebhaber hatten, übertrafen die Schauspielerinnen diese Zahl deutlich mit 75 Intimpartnern - dabei wurden die Kontakte vor der Kamera natürlich nicht mitgezählt.

Die Sexarbeiterinnen genossen nach eigenen Angaben das Liebesspiel viel mehr und stuften den Grad ihrer sexuellen Befriedigung ebenso wie ihr Selbstbewusstsein und allgemein die Freude am Leben um einiges höher ein. Auch bescheinigt die Studie den Darstellerinnen eine bessere Beziehung zum eigenen Körper, einen ruhigeren Schlaf und ein höheres Maß an Spiritualität als den übrigen Frauen.

Doch die Befragung offenbart auch die problematischen Aspekte des Sex-Business. Die Pornodarstellerinnen nahmen deutlich mehr Drogen zu sich. Neben dem vermehrten Gebrauch von Alkohol hatte die Hälfte der Frauen bereits Ecstasy probiert (welches von der psychischen Wirkung her oft als Liebesdroge bezeichnet wird), 40% hatten schon Erfahrungen mit Kokain und 27% mit Methamphetaminen gemacht, die beide stark aufputschende Wirkungen zeitigen. Die Sexakteurinnen zeigten sich außerdem besorgter, mit sexuell übertragbaren Krankheiten angesteckt zu werden.

Sexarbeiterinnen sind keine Damaged Goods!

Schließlich verdeutlicht die Studie, dass bei den Pornodarstellerinnen im Vergleich zu anderen Frauen keine erhöhte Tendenz festzustellen sei, nach der diese als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs geworden wären. Ein hier vermuteter Zusammenhang war auch die Ausgangsfrage der Studie: Die Wissenschaftler wollten überprüfen, ob es sich bei Pornodarstellerinnen mehrheitlich um sogenannte "Damaged Goods" handelt.

Der Begriff "Damaged Goods" hat viele Bedeutungen und ist stets sehr negativ behaftet. Gemeint ist eine Person, die aufgrund von traumatischen Erfahrungen wie Drogen- oder sexuellem Missbrauch unter psychischen Störungen leidet. Obwohl Kritiker der Pornoindustrie den Darstellerinnen häufig solche Eigenschaften zuschreiben, liefern die Erkenntnisse aus der Studie keinerlei Beweise, die für die Damaged-Goods-Hypothese sprechen, betonen Griffith und seine Kollegen.

An der Universität im englischen Bristol wurde 2009 eine Langzeitstudie unter Beteiligung von 1000 männlichen Probanden (auch mit häufig praktiziertem Sex) durchgeführt, die sich im Alter zwischen 45 und 59 Jahren befanden. Die Studie ging über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das Ergebnis der Studie lässt sich verknappt in dem Satz zusammenfassen: Eine hohe Sexfrequenz führt zu einer deutlich besseren Gesundheit (nicht nur) beim Manne.

Der Anblick einer schöne Frau regt das Belohnungssystem des Mannes an

Bereits sexuelle Phantasien, wie sie beim Ansehen einer schönen Frau im Gehirn des Mannes erzeugt werden, zeigen Wirkung, da sie sein Belohnungssystem anregen. Eine speziell durchgeführte Magnetresonanz-Untersuchung konnte nachweisen, dass der Nucleus accumbens eine erhöhte Aktivität aufweist, sobald der Mann eine ihm sexuell anregend erscheinende Frau sieht. Männer haben schon viele Lieder darüber gesungen, was sie für wohlige Gefühle erleben, wenn sie eine schöne Frau betrachten. Schon die Unterhaltung mit einer Frau führt zu einer erhöhten Produktion des Botenstoffes LH (luteinisierendes Hormon) im Gehirn, wie eine etwa zeitgleich an der Universität von Chicago durchgeführte Untersuchung zeigen konnte.

Dieses Hormon gelangt in die Hoden, wo es die Leydig-Zwischenzellen zu einer erhöhten Produktion männlicher Geschlechtshormone anregt. Diese als Androgene bezeichneten männlichen Hormone weisen einen der Gesundheit dienlichen Nebeneffekt auf, da sie beim Mann den Abbau von Fett stimulieren. Außerdem produzieren die Fettzellen weniger Leptin, dieses Enzym regt den Appetit auf Essen an. Damit führt regelmäßige sexuelle Stimulans beim Mann zu einer Verringerung des Gewichts und dieses zu einer Steigerung seiner sexuellen Attraktivität. Bei den Studien hat sich auch gezeigt, dass das bloße Ansehen einer für den Mann sexuell nicht attraktiven Frau nicht zu Veränderungen der Gehirnströme führt.

Das Hormon Testosteron wird beim Mann in den Hoden produziert und ist maßgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Die Produktion dieses Hormons im Körper schwankt einerseits während des Tages und kann andererseits durch sexuelle Stimulanzien erhöht werden. Somit bietet Sex eine gute Möglichkeit, ganz ohne Nebenwirkungen den Muskelaufbau zu fördern. Diese Wirkung erfolgt nicht erst bei der sexuellen Vereinigung, sondern bereits bei einem Flirt, sofern dieser ein sexuelles Verlangen im Gehirn des Mannes erzeugt.

Erotik erhöht Attraktivität, Immunität und Selbstwertgefühl

Schon das Küssen fördert die Gesundheit, da der hierbei zusätzlich produzierte Speichel reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Dabei handelt es sich um Abwehrkräfte des Immunsystems, die eine besonders intensive Wirkung gegen Kariesbakterien haben sollen. Sie unterstützen ebenfalls die Bekämpfung aller anderen Krankheitserreger. Im Speichel sind daneben mehrere Mineralien enthalten, von denen besonders Phosphor und Calcium den Zahnschmelz aufbauen. Die erhöhte Speichelproduktion hält auch längere Zeit nach dem Küssen an. Somit scheint es tatsächlich richtig zu sein, dass häufiges Küssen zu schönen Zähnen führt.

Wenn es nach intensiven Küssen und einem zärtlichen Vorspiel zur körperlichen Vereinigung kommt, ist eine schnelle Befriedigung des Mannes zu vermeiden. Zum einen bereitet sie nicht wenigen Frauen Verdruss, und zum anderen ist ein länger anhaltender Geschlechtsverkehr auch für die Gesundheit des Mannes vorzuziehen. Etwa bei einem mindestens zwanzig Minuten andauernden Liebesspiel wird bei ihm die Produktion des Botenstoffes Dopamin spürbar und nachhaltig angeregt.

Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau und Glückshormone werden ebenfalls frei gesetzt. Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um eine dem Opium ähnliche Substanz, die nicht nur zu einem Glückgefühl führt, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenk-Schmerzen zu wirken vermögen.

Sexualität dient der Entspannung

Psychologische Untersuchungen zeigen, dass unsere sinnlichen, erotischen Wahrnehmungen und Gefühle, noch vor der Ausschüttung von Hormonen und Botenstoffen, schon durch unser Gehirnaktivität beeinflusst sind. Die menschliche Sexualität ist so bunt, komplex und vielfältig, so wunderbar und besonders, dass eine freiheitliche gesellschaftliche Integration dieser, (nicht nur für die Fortpflanzung) wichtigen Lebensressource weiterhin geboten bleibt. Im Tierreich scheinen es lediglich die Bonobo-Schimpansen zu sein, welche ihre Sexualität zur Kommunikation und zum gesellschaftlichen Ausgleich nutzen.

Männern und Frauen, mithin Sexualarbeitern, die häufig erotische und sexuelle Kontakte pflegen, kann getrost eine gute Gesundheit unterstellt werden, mehr als der geistige oder moralische Verfall, welcher ihnen üblicherweise von Ideologen und Vitalneidern aller Coleur angedichtet wird. Damit sind keinesfalls die kriminellen, mafiösen Ausbeutungsstrukturen gemeint, die es fraglos im Erotik- und Porno-Geschäft zu beklagen gilt! Die schlimmsten Verderber einer natürlichen Erotik und Sinnlichkeit in einer Gesellschaft sind neben Krankheit, Stress, Scham und Moral im allgemeinen; vor allem soziale Ungleichheit und prekäre Lebensverhältnisse, sowie ein herrschendes Leistungsprinzip (mit dem sich lediglich die Pornografie in Kooperation mit dem Drogenhandel arrangiert hat).

 

Entspannt Euch also!

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