Ein Drittel der Deutschen hat schmutzigen Sex im Dunkeln

26.06.2012 14:39

Nicole Kidman u. Clive Owen

Während Licht und Helligkeit in den Kunstwerken unabdingbare Vorraussetzungen darstellen, um sowohl erhabene Erscheinungen wie auch feinste Details zu zeichnen, arbeiten die porträtierenden Künstler in ihren Ateliers gerne mit fokussiertem und gedämpftem Licht, mit speziellen Lichteinfällen und Schattenwürfen, die erst für die einzigartige Stimmung ihrer Bilder sorgen. Heutzutage wissen wir, dass die dunklen Ansichten in Rembrandts Bildern mitnichten auf eine düstere Stimmung schließen lassen, sondern nur der nachgedunkelten Patina durch die Jahrhunderte geschuldet sind. Im Original sind seine Werke weitaus farbenfroher und fröhlicher. Wenn Porträtkunst genauso wie Sexualität ein Erkunden des Modells/Partners sein sollte sowie eine Spiegelung seines Selbst in jener Anmutung, dann scheint in den Schlafzimmern dieser Republik wenig Interesse oder Neugier an der Ansicht und dem Betrachten des Liebespartners zu herrschen, wie jüngst eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesundheitsportals www.apotheken-umschau.de heraus fand.

 

In vielen Partnerschaften geht es wohl erst richtig zur Sache, wenn es im Schlafzimmer dunkel ist. Jeder Dritte (29,8 %) hat überraschenderweise hierzulande mit seine Partnerin nur im Dunkeln Sex. Dabei scheint die Faustregel zu gelten: Je älter die Paare, desto "lichtscheuer" sind sie. Während es in der Gruppe der 16- bis 39-Jährigen 17,4 % waren, die lieber im Dunkeln ihren Partner oder Partnerin erkunden, befanden sich in der Gruppe der 40- bis 49-Jährige schon 23,4 % und bei den 50- bis 59-Jährigen 31,0 %. Bei den Über-60-Jährigen bevorzugten schließlich 43,9 % das Sex- und Liebespiel im Dunkeln. Die Basis dieser repräsentative Umfrage wurde erstellt von der Gesellschaft für Konsumforschung Nürnberg mit 1.295 Personen ab 16 Jahren, die in einer festen Partnerschaft oder verheiratet zusammenleben.

Sex nur im Dunkeln? Wie schade!, würden wohl alle Genießer des Auges sagen, die nun gewiss nicht alle gleich dem Voyeurismus zugeneigt sind, der sich zudem noch durch ein heimliches, verstohlenes Schauen ausprägt. Nicht wenige Menschen, durchaus dem Spektakel und dem Konsum frönend, bringen lieber Licht in die Affären anderer Leute, während eine offene und freie Anschauung des eigenen Partners ausgeblendet bleibt. Jedoch, und das will ich den Menschen gerne zu Gute halten, löschen viele das Licht nur aus, so wie sie beim Sex ihre Augen schließen, um besser empfinden und spüren zu können, was einer haptischen, also gefühlten Ausprägung des libidinösen Verlangens einen Vorzug geben könnte, vor dem visuellen Genuss. (Aber vielleicht geht es ja manchen auch darum, sich in imaginärer Selbst-Täuschung andere, abwesende Liebespartner vorzustellen.)

Stöhnen ist altmodisch

Stöhnen ist altmodisch. Eine Studie von TNS Emnid im Auftrag der Partnerbörse amio.de von 2009 belegte, dass abermals jeder Dritte beim Liebespiel gerne eine schmutzige Rede, genannt 'dirty talk', führt. Das erotische Liebesgeflüster in deutschen Schlafzimmern hört sich dabei gar nicht mehr so romantisch an, wie "amioTV"- Reporter und Comedian Gunther Ohnrich bei einem Streifzug durch Hamburgs Straßen heraus fand. Von entwaffnend ehrlichen Kommentaren bis hin zu überraschend zugeknöpften Reaktionen reichte dabei das Stimmungsbild. Sowohl Mann als auch Frau seien leidenschaftlichen Gesprächen im Bett, dem "Dirty Talk", nicht abgeneigt. Bei den Männern lässt sich sogar jeder Zweite gerne von einer Prise Verbalerotik in Stimmung bringen. Ob "Heiße Stute","Geile Schlange" oder "Süße Sau", "Schlampe", "Böser Junge", "Sexy Motherfucker", "oder einfach "Fick mich!", überwiegend sind es spielerische Rollen-Elemente aus dem verbotenen Milieu und oft müssen Tiernamen für die Tourette-(unwillkürliches Schreien und Fluchen)-verdächtigen Liebkosungen herhalten.

"Verflucht, besorgs mir, schneller, härter!" oder "Mist! Kacke!, ist das eng in Deinem Anus!", ist in der Reportage nun nicht gesagt worden. Das hab ich mir jetzt erlaubt... Der Tenor war lediglich: "Die Deutschen mögen es gerne schmutzig. HaHa!" Solche Antworten kriegt der Reporter dann auch schnell mal von einem ungewaschenen Spanner, wenn er des Nachts durch St. Pauli streift, "wo noch authentische Antworten zu finden sind - auf die Straße. Ob bei solchen Prototypen der Schmierigkeit Lustzentrum und Schimpfkanton so nah beieinander liegen, dass es quasi zu Kurzschlüssen zwischen den Gehirnregionen kommt? Oder müsste eine Analyse noch viel tiefer in das Unbewußte derjenigen hinab steigen, um zu fragen: Wer ist da eigentlich gemeint? Die Mutti, die den armen Kleinen damals gleichermaßen verschlang wie ausspie, oder Vattern, wie er die Kinder mal wieder richtig ran nahm und ihnen den zarten Hintern versohlte?

Ob nun ein weiteres Drittel derjenigen Deutschen, die bei Licht Sex praktizieren, einen Dirty-talk nach dem Motto: "Hey Qualle, kannst Du mal deinen Bauch einziehen - ich will Dich hart ran nehmen" oder "Mein verwarztes, runzeliges Hexchen, darf ich Dein Besen sein?", führen, wird hoffentlich in einer weiteren Untersuchung geklärt. Dennoch meine ich, dass die spielerische Kreativität der in dieser Sache Befragten doch eher eingeschränkt blieb und ein unbewußter Aggressionsabbau gegenüber den Eltern-Imagos viel eher das zu Grunde liegende Motiv zumindest des mit Macht, Haß und Verachtung erfüllten 'Dirty Talks' sind. Vielleicht sollten wir mal bewusst das Repertoire der Kosenamen antizipieren und erweitern, als immer in den Kübel mit 'Verbalscheiße' und Schimpfworten zu greifen. Die süßen, unschuldigen Tiere können dafür sowieso nix.

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