Die LIEBE zog ein... in Ludwigshafen am Rhein

14.04.2014 10:19

Robert Indiana - LOVE

In der zeitgenössischen bildenden Kunst scheint die Liebe – verglichen mit anderen zentralen Lebensthemen wie Politik, Arbeit, Macht – eher selten vorzukommen. Womöglich liegt die künstlerische Zurückhaltung gegenüber dem Lebensbereich, der für beinahe jeden Menschen von zentraler Bedeutung ist, auch in einem wesentlichen Unterschied zwischen Liebe und Kunst begründet: Während die Liebe Einigung sucht, strebt die Kunst der Gegenwart nach Differenz. Liebe mildert Unterschiede, Kunst betont sie. Wo Liebe Wohlwollen erzeugt, sucht Kunst Reibung. Liebe stiftet Identiät, Kunst stellt sie in Frage.

 

 

 

Bei näherer Betrachtung ist es also also weniger erstaunlich, dass zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler eine gewisse Distanz zur Liebe wahren. Prominente Ausnahmen davon sind zum Beispiel Marina Abramović, Sophie Calle, Tracey Emin oder auch Tino Sehgal, denen es gelingt, die vermeintliche Diskrepanz zwischen der heute meist als konzeptuell gedachten Kunst und dem Gefühl zu überwinden. Begeisterungsfähigkeit, Vorstellungskraft, Faszination kommen in der Kunst wie in der Liebe entscheidende Bedeutung zu. Und so ist es nur naheliegend, dass die Liebe und alles, was mit ihr zusammenhängt, in den klassischen Künsten sehr häufig zum zentralen Thema wurde, in Liebesfilmen, Liebestragödien und Liebesliedern und – zumindest bis zur Moderne – auch in vielen Gemälden und Skulpturen.

Die vielseitige Ausstellung erzählt anhand ausgesprochen origineller Werke von ganz unterschiedlichen Facetten der Liebe: Glück und Schmerz, Spannung oder Partnerschaft. Insgesamt gezeigt werden hier 26 künstlerischen Positionen, Gemälde, Fotografien, Videos, Installationen und Skulpturen von Künstlerinnen und Künstlern seit den 1970er Jahren bis heute, die die Liebe aus allen erdenklichen Perspektiven sowie deren Auswirkung sowohl im privaten als auch im gesellschaftlichen Bereich betrachten.

Die sehr sehenswerte, von Barbara J. Scheuermann mit Cathrin Langanke kuratierte Ausstellung glänzt mit bekannten und weniger bekannten Werken von Hamra Abbas, Marina Abramović/Ulay, Adebäck/Ertufan, Merlin Bauer, Bigert & Bergström, Louise Bourgeois, Martin Brand, Los Capinteros, Daniela Comani, Eli Cortiñas, Tracey Emin, Asta Gröting, Sharon Hayes, Stef Heidhues, Robert Indiana, Christian Jankowski, Maria Lassnig, Alexej Meschtschanow, Alice Musiol, Preiß/Zimmermann, Beate Rose, Matthias Ströckel, Gillian Wearing, Mehrdad Zaeri.

Begleitet wird die Ausstellung von einem umfassenden Rahmenprogramm, zu dem beispielsweise im Mai "Die Nacht der singenden Balkone" gehören wird, bei der Ludwigshafener auf ihren Balkonen Liebeslieder intonieren werden. Außerdem wird es am 24. Mai die Möglichkeit geben, in der Ausstellung standesamtlich zu heiraten! In der Ausstellung wurde auch eine Liebeslieder-Lounge eingerichtet. Dort kann mensch verweilen und den Lieblings-Liebesliedern von prominenten Persönlichkeiten (unter anderem Helmut Kohl, Oberbürgermeisterin Eva Lohse und Daniela Katzenberger) aus der Metropolenregion am Rhein lauschen.

Die feine Ausstellung ist noch bis zum 29. Juni geöffnet, immer Di., Mi., Fr. von 11:00 - 18:00 Uhr, Do. von 11:00 - 20:00 Uhr und Sa. und So. von 10:00 - 18:00 Uhr. Öffentliche Führungen finden jeden Sonntag um 15 Uhr statt, Kuratorinnenführungen am Sonntag, den 6. April, 11. Mai und 15. Juni 2014, Kosten dabei: 3 Euro zuzüglich Museumseintritt.

Weitere Infos: Wilhelm Hack Museum, Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-3403/-3411, http://www.wilhelmhack.museum.

 


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