Huldigung an das Fleisch - Lucian Freud in Wien

17.12.2013 14:43

Lucian Freud - And the Bridgeroom 1994

Zum ersten Mal wird dieser Tage dem berühmten Künstler und Enkel des Psychoanalytikers Sigmund Freud (nach seinem Tode 2011) in Österreich eine große Ausstellung gewidmet. Das Kunsthistorische Museum in Wien zeigt noch bis zum 6. Januar 2014 eine Aufsehen erregende Schau mit 43 Kardinalstücken aus 70 Jahren Schaffenszeit dieses Meisters eines schonungslos sezierenden Realismus in der Kunst. Der 1922 in Berlin geborene und bis zu seinem Tode in London lebende Künstler war berühmt für seine Aktbilder und Porträts hochgestellter Persönlichkeiten, wie z.B. von Queen Elisabeth II., außerdem verschiedener Neubearbeitungen der Motive alter Meister, wie von Dürer, Rubens oder Tizian. Bemerkenswert an Freuds Lebenslauf war auch seine lebenslange Freundschaft mit dem englischen Maler-Kollegen und Skandalkünstler Francis Bacon. Auf Auktionen erzielen Freuds Arbeiten mittlerweile zweistellige Millionenpreise und mit seiner "Huldigung des Fleisches", wie er seine Malerei selber einmal nannte, gilt er als einer der bedeutensten Künstler der modernen figürlichen Darstelllung.

 

"Wer in Lusian Freuds schonungslosen Bildern menschlicher Leiber den tiefen, humanen Kern des Künstlerblicks entdeckt, der wird seine Mitmenschen fortan anders betrachten", schreibt Matthias Kampmann in der Kunstzeitung. In der Ausstellung, kuratiert von Jasper Sharp, werden sowohl Selbstporträts gezeigt wie auch Bilder von seinen Künstlerkollegen, Freunden und Familienangehörigen und eben seine Auseinandersetzungen mit den Klassikern des Mittelalters und der Renaissance. Diese Ausstellung wurde noch zu Lebzeiten Freuds mit dem Künstler geplant und hat deswegen auch einen großen Anspruch auf Authentizität. Zusammengestellt wurde diese Auswahl durch Leihgaben großer Museen in aller Welt.

Lucian Freud suchte in seiner Arbeit stets eine große Nähe zu seinen Modellen. Es wundert nicht, dass er seine beiden Frauen Kathleen Garman Epstein und Caroline Blackwood, als auch seine Lebensgefährtinnen, unter anderem Margaret McAdam, mit der er mehrere Kinder hatte, auch immer wieder als Modelle auswählte, neben seinen Mitarbeitern und Freunden David Dawson oder Leigh Bowery.

Ebenfalls bis zum 6. Januar zeigt das Sigmund Freud Museum parallel dazu eine Ausstellung mit Fotografien aus dem Atelier Freuds von David Dawson. Diese Bilder dokumentieren die Umstände, in denen Lucian Freuds Arbeiten entstanden sind, ebenso wie seine Arbeitsmethodik und liefern einen intimen Blick auf den Ausnahmekünstler. Der Maler und Fotograf Dawson arbeitete als Assistent für Lucian Freud und wurde in den letzten Jahren seines Lebens zu einem engen Freund und Vertrauten. Als solcher dokumentierte er die letzten 15 Jahre im Leben und Werk des wie besessen arbeitenden Meisters mit der Kamera. Neben Bruce Bernard war Dawson der einzige, dem es gestattet war, in Freuds Atelier zu fotografieren und auch die Aktmalerei zu dokumentieren.

Unbedingt sehenswert sind diese Ausstellungen zu Lucien Freud in Wien: im Kunsthistorischen Museum am Maria-Theresien-Platz, siehe www.khm.at; sowie im Sigmund-Freud-Museum, Bergstraße, siehe www.freud-museum.at.

 


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