Gallery Weekend vom 29. April bis 1. Mai
19.04.2011 14:00
Unabhängig von der Sache Ai Weiwei zeigt ein Blick auf den Ansatz vieler Ausstellungen des Gallery Weekend, dass der Veranstaltung inzwischen international eine Bedeutung zukommt, die die Messe 'art forum berlin' nie erlangt hat. Darüber hinaus finden sich diesmal – trotz des vierstelligen Kostenaufwands, den die Promotion und die exklusiven Events fordern, erstaunlich viele junge Teilnehmer auf der Liste. Und die laufen den etablierten Galerien beinahe den Rang ab.
Ich empfehle unter den Events, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen, und von denen mensch deshalb wohl nicht alles wird goutieren können: Die Künstlerin Fiona Banner in der Galerie Barbara Thumm, in der Markgrafenstr. 68, in 10969 Berlin-Mitte, nicht weit vom Checkpoint Charlie und der U-Bahn-Station 'Kochstraße'.
Fiona Banner folgt in ihrer aktuellen Beschäftigung mit dem weiblichen Körper und der Rolle des Modells in der Kunst einem bekannten kunsthistorischen Topos und so drängt sich bei der Repräsentation des weiblichen Aktes, ob sie nun in Bildern oder Worten erfolgt, Kunst- und Kulturgeschichte geballt in ihre Videos, Mixed-Media-Arbeiten oder Rauminstallationen.
Diesem Sujet ist naturgemäß ein hohes Maß an Voyeurismus zu eigen, was auch in der Bildtradition der Aktmalerei immer wieder im Gemälde selbst thematisiert wurde – gerade bei der Darstellung biblischer oder mythischer Szenen, die den verbotenen Blick auf eine Unbekleidete durch den Mann zum Thema haben. Fiona Banner folgt aber nicht einer feministisch geprägten Kunst, die sich den weiblichen Körper selbst bestimmt zurückzuerobern suchte, sondern behandelt diesen Aspekt, indem sie sich und ihren kreativen Prozess öffentlich macht und sich gleichsam solidarisch mit ihrem Modell der neugierigen Betrachtung stellt – etwa in der Arbeit Performance Nude/Nude Performance (2007), die aus einer Texttafel und einem Video besteht.
Die Kamera hat sowohl das Modell als auch die Künstlerin im Blick, wobei beide bisweilen auch in öffentlichen Performances vor Publikum agieren. Mit ihrer Transkription von Kriegs- und Pornofilmen hatte sich Banner schon zuvor Genres zugewandt, die explizit an das Voyeuristische appellieren, dabei jedoch vor allem ausgetestet, in welchem Maße deren tabuüberschreitende, drastische oder martialische Bilder die Sprache mit ihrer beschreibenden Funktion an ihre Grenze treiben.