Nackt und bloß. Lovis Corinth und der Akt um 1900

22.03.2017 13:55

Lovis Corinth - Die Nacktheit (1908)

Unter dem Titel "Nackt und bloß" beleuchtet das Landesmuseum Hannover die Aktmalerei von Lovis Corinth (1858-1925). Im Werke Corinths war die Aktmalerei eines der zentralen Motive. Er zeigte den nackten Körper in verschiedenen Varianten: von der Modellstudie im Atelier über den ironischen Blick auf antike Mythen bis hin zu sinnlich-intimen Szenen wie Schlafzimmerszenen oder Natur- und Bademotiven, die zu der Zeit in der Kunst sehr verbreitet waren. Seine Darstellungen waren für die Zeit ungewöhnlich offen und eine starke Provokation gegenüber der Prüderie der Jahrhundertwende.

 

Lovis Corinth wurde 1858 im ostpreußischen Tapiau geboren. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Impressionisten. "Nackt und bloß" ist die erste Ausstellung, die sich speziell der Aktmalerei Corinths widmet, wie Dr. Katja Lembke, die Direktorin des hannoverschen Landesmuseums, zur Eröffnung der Corinth-Ausstellung erklärt. Die Aktmalerei sei eines der zentralen Motive im Werk des Künstlers, so Dr. Lembke weiter. Ausgestellt würden außerdem einige noch nie gezeigte Arbeiten des Impressionisten, ergänzt durch verschiedene Leihgaben anderer Sammlungen.

Corinth machte auch die Beziehung zwischen Mann und Frau zum Thema: vom harmonischen Miteinander über die Umarmung bis zum Geschlechterkampf ist in der Ausstellung so ziemlich alles zu sehen, was die künstlerischen Positionen der damaligen Akt- und erotischen Malerei ausmacht. Den Werken Corinths stellt die Schau dabei Bilder von Zeitgenossen wie Auguste Renoir, Edgar Degas, Max Slevogt oder Paula Modersohn-Becker gegenüber. Zu sehen sind 11 Gemälde, 55 Grafiken, 3 Skulpturen sowie 3 exemplarische Publikationen der Jahrhundertwende.

So offenbart sich eine Epoche im Umbruch zwischen Kunsttradition und dem Beginn der Moderne, zwischen Prüderie und aufkommender Freikörperkultur. Die Akte um 1900 sind dabei beredte Zeugnisse vom Wandel der Körperwahrnehmung in einer Epoche zwischen Prüderie und der Wiederentdeckung der eigenen Körperlichkeit. Der Impressionist Corinth sollte sich später dem Expressionismus zuwenden. Dadurch galten seine seiner Werke ging dann verloren oder wurde mutwillig zerstört.

Die bis zum 11. Juni laufende Ausstellung mit dem Titel "Nackt und bloß. Lovis Corinth und der Akt um 1900" widmet sich einer Epoche im Umbruch. So unterschieden sich Corinths Arbeiten den Ausstellungsmachern zufolge aufgrund ihrer Sinnlichkeit und Lebensnähe deutlich von den damals vorherrschenden idealisierten Aktbildern. Bei dem 1925 gestorbenen Künstler erschienen die Figuren der antiken Sagenwelt nicht wie entrückte Götter oder Helden, sondern wie alltägliche Gestalten. Ähnlich wie in den Darstellungen badender Frauen von Paul Cézanne oder Ernst Ludwig Kirchner schwingt hier zudem die Sehnsucht nach natürlicher Nacktheit und der Befreiung des Körpers mit.

Parallel zur Corinth-Schau werden sich übrigens Design-Studenten der Hochschule Hannover mit der Aktdarstellung und der Inszenierung des Nackten beschäftigen. Ihre Arbeiten werden dann ab April in einer Begleitausstellung im Landesmuseum präsentiert. Die Gesamtausstellung läuft noch bis 11. Juni 2017.

Nähere Informationen: Landesmuseum Hannover, Willy-Brandt-Allee 5, 30169 Hannover, www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de. Öffnungszeiten sind: Dienstag - Freitags 10:00 bis 17:00 Uhr, Samstags - Sonntags 10:00 bis 18:00, Montags ist das Museum geschlossen.

Zurück