Bill und der Bodycount im Lolita-Express

13.08.2019 15:37

Petrina Ryan-Kleid -"Parsing Bill" (2012)

Nachdem der US-Milliardär Jeffrey Epstein unter spektakulären Umständen tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde, sind in der atemlos kommentierenden Öffentlichkeit viele ungeklärte Fragen und Aspekte dazu virulent. In dem ohnehin bereits bizarren Fall rund um den Tod des umstrittenen Milliardärs, Gönners und Party-Veranstalters der Reichen, Jeffrey Epstein (*1953) ist ein neues pikantes Detail aufgetaucht. US-Medien berichten über ein bislang kaum bekanntes, großes Ölgemälde, welches den Ex-Präsidenten Bill Clinton gut gelaunt in Frauenkleidern zeigt. Das Gemälde das in Epsteins Stadtvilla in Manhatten gehangen hat, zeigt den (durch die damalige "Lewinski-Affaire" als durchaus genussfreudig bekannten) Ex-Präsidenten auf einem Sessel mit hochhackigen roten Schuhen und in einem schulterfreien blauen Kleid aufreizend und sexy gekleidet. Gemalt wurde das schrille Kunstwerk von der in New York lebenden australischen Künstlerin Petrina Ryan-Kleid und trägt den Titel "Parsing Bill" (eigentlich ein linguistischer Begriff, der das Zergliedern bzw. Analysieren von Sätzen meint, vielleicht im Sinne von umgangssprachlich 'auseinandernehmen'). Die überraschte Künstlerin erklärt derweil, dass sie nicht gewusst habe, dass ihr Bild in der Epstein-Villa hängt. Sie habe das Gemälde als Studentin an der New Yorker Kunstakademie 2012 im Rahmen ihrer Masterarbeit geschaffen. Bei einer Spendenaktion sei es dann verkauft worden. Auf alle Fälle wirft das Kunstwerk ein grelles Licht auf die Alchemie von Sexualität und Macht, wie sie quasi im Darkroom der Demokratie, den Epstein organisierte, in scheinbar nicht unüblicher Weise praktiziert wird.

 

Das Bild ist eine ausgesprochen lustige Satire und zeigt Bill Clinton in dem berühmten blauen Kleid von Monika Lewinski, der Praktikantin im Weissen Haus, mit der er damals eine sexuelle Beziehung pflegte. Auf dem Kleid, das Lewinski 1998 dem Senatsausschuss, welcher über seine Amtsenthebung debattierte, als Beweis für ihre Beziehung mit dem Präsidenten präsentierte, soll seine Samenflüssigkeit drauf gewesen sein.Ein weiteres Merkmal des Bildes sind die roten Pumps, die in der Codierung von Kinderporno-Netzwerken für '(blut-)junge Mädchen' stehen. Besonders hier liegt ein Grund, dass dieses Bild in den Sozialen Netzwerken gerade viral geht: Im gegenseitigen Präsidentenbashing das Republikaner und nun Demokraten betreiben, und bei dem die entsetzte Öffentlichkeit vor keiner noch so irren sexuellen Abweichung verschont wird, werden die Clintons, insbesondere die Ex-Präsidentenanwärterin und Trump-Feindin Hillary Clinton doch ebenfalls des Betriebs eines klandestinen Prostituierten- und Minderjährigen-Lieferservices namens "Pizza Gate" in Washington D.C. beschuldigt. Doch das ist ein weiteres Kapitel aus der Reihe "Macht, Missbrauch, Prostitution, Korruption", das Regierungen und Graue Eminenzen im Hintergrund nicht müde werden, immer wieder aufs Neue zu produzieren und nach Gebrauch schnell zu entsorgen.

 

Selbstmord oder Bodycount

Nach tagelangen Spekulationen über den Tod des US-Multimillionärs Jeffrey Epstein hat eine Autopsie den Suizid des 66-Jährigen bestätigt. Der wegen mutmaßlicher Sexualverbrechen angeklagte Epstein habe sich im Gefängnis erhängt, teilte die Gerichtsmedizin am Freitag mit. Epsteins Anwälte kündigten daraufhin eigene Untersuchungen an. Zwei weitere Frauen reichten derweil eine Zivilklage gegen die Erben des tot in seiner Zelle in New York aufgefundenen Epstein ein. Der Befund sei nach "sorgfältiger Überprüfung" aller vorliegender Ermittlungsergebnisse und des Autopsieberichts aufgestellt worden, erklärte die leitende New Yorker Gerichtsmedizinerin Barbara Sampson. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Ermittler, dass sich Epstein mit einem Bettlaken erhängt habe.

Epsteins Anwälten erklärten allerdings laut US-Medien, die Schlüsse aus der Autopsie hätten sie nicht zufriedengestellt. Die Verteidigung kündigte demnach in einer Stellungnahme eine eigene "unabhängige und vollständige" Untersuchung der Todesumstände an. Die mysteriösen Umstände um das Ableben des Multimillionärs Jeffrey Epstein wird immer dubioser. Die beiden Wärter, die den Amerikaner in seiner Gefängniszelle beaufsichtigen sollten, haben einem Bericht zufolge während dessen Todesnacht im Dienst geschlafen. Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die zwei Beamten in der Gefängniseinheit Epsteins eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert, wie Ermittlungs- und Gefängnisbeamte ausführen.

Jeffrey Epstein nahm sich mutmaßlich in dieser Zeit das Leben. Er wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt. Die Wärter stünden auch unter Verdacht, ihren Arbeitsbericht gefälscht zu haben, um ihr fatales Versäumnis zu verschleiern, berichtete der US-Sender CBS. Beide Wärter, ein Mann und eine Frau machten in der Zeit im Gefängnis Überstunden wegen Personalknappheit und sind mittlerweile nach Angaben des US-Justizministeriums beurlaubt.

Auch der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Minister William Barr versetzt. Dieser hatte „schwere Unregelmäßigkeiten“ in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen. Zu den Ungereimtheiten im Umgang mit dem inhaftierten Epstein gehört, dass für den schwerreichen Ex-Investmentbanker nur kurz eine besondere Beobachtung angeordnet wurde - obwohl er offenbar schon im Juli nach der Ablehnung seines Antrags auf Kautionsfreilassung einen Suizidversuch unternommen hatte und somit Wiederholungsgefahr bestand.

 

 

Skandale und Korruption im Lolita-Express

Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Epstein saß in einer Haftanstalt in Manhattan ein, wo er bis zum Beginn seines Prozesses bleiben sollte. Den Prozessauftakt hatte das Gericht vorläufig auf Anfang Juni 2020 festgelegt. Der Geschäftsmann wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklageschrift baute Epstein zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring auf.

Die Tragödie Jeffrey Epsteins wird zum gewohnten Bashing gegen Donald Trump missbraucht, indem man diesen in die Nähe zu Epstein rückt. Die engen und zahlreichen Kontakte von Bill Clinton zu Epstein werden dagegen heruntergespielt. Dabei hat Trump im Gegensatz zu Clinton den Kontakt zu Epstein nicht nur lange vor der ersten Anklage gegen Epstein (2007) abgebrochen, sondern es war ausgerechnet Trump, der als einziger Prominenter bei der ersten Anklage gegen Epstein den Anwälten der geschädigten Mädchen Hilfe angeboten hatte.

Clinton hingegen war - je nach den Quellen - zwischen 4 und 27 Mal mit dem Privatjet von Epstein, den Insider „Lolita-Express“ nannten, weil immer eine Reihe junger, sogar minderjähriger, Mädchen dabei waren, unterwegs. Fox-News hat die Logbücher der Piloten veröffentlicht und aus denen geht hervor, dass Clinton tatsächlich 26 Mal mitgeflogen sein soll, mehrmals auch ohne Mitarbeiter des Secret Service, dafür aber mit Begleiterinnen, von denen entweder nur Initialen oder Namen wie „Tatyana“ vermerkt worden sind. Und auch die Journalistin Conchita Sarnoff, die über den Fall ausführlich recherchiert und viele Zeugen befragt hat, schreibt in ihrem Buch „TrafficKing“ darüber. Sie kommt auf 27 Flüge von Clinton im „Lolita-Express“. Die Echtheit der Logbücher hat bislang niemand bestritten.

 

Kabarett und Machtpolitik

Donald Trump, dem selbst frühere sexuelle Affären angelastet werden, z.B. mit dem Pornostar Stormy Daniels, als er schon mit der jetzigen First Lady Melania verheiratet war (ganz zu schweigen von der Veranstaltung einer Urin-Orgie in einem Moskauer Hotel auf dem selben Bett, auf welchem vorher einmal der vorige US-Präsident Barack Obama ganz lieb mit seiner Gattin Michelle geschlafen hatte) trompetet wieder was und hat mit einem Tweet zum rätselhaften Tod des US-Milliardärs Jeffrey Epstein für Empörung gesorgt. Der US-Präsident teilte am Samstag einen Beitrag des US-Entertainers Terrence K. Williams - in dem der Comedian offensichtlich eine Verschwörungstheorie zu Ungunsten Bill und Hillary Clintons teilte.

„Jeffrey Epstein hatte Informationen zu Bill Clinton und jetzt ist er tot“, heißt es in dem von Trump geteilten Tweet. „Ich kann sehen, dass #TrumpBodyCount trendet, aber wir wissen, wer das getan hat“, schrieb Williams in seinem nebulösen Posting. Das Stichwort #trumpbodycount bezieht sich wohl auf bei twitter verbreitete Gefallenen-Statistiken, bei denen aufgelistet wird, wieviel (meist auf unerklärliche Weise umgekommene) Tote im Umfeld des Präsidenten zu beklagen sind, die meistens über Insider-Wissen zu den jeweiligen Protagonisten verfügten.
Der #trumpbodycount ist übrigens eine virale Reaktion(!) auf den schon länger, aufgrund vieler mutmaßlicher, krimineller Verstrickungen der Clintons bestehenden #clintonbodycount, der aufzeigt wie gefährlich Insider und Whistleblower leben. Trumps Weiterverbreitung des Tweets zeigte Wirkung: Laut einem Bericht des Fernsehsenders CNN wurde Williams‘ Video in der Folge mehr als vier Millionen mal angesehen - und damit rund viermal so oft wie andere Beiträge des Comedians.

Ein Sprecher Bill Clintons sagte auf CNN-Anfrage, die Verschwörungstheorie sei „lächerlich und natürlich nicht wahr“. In einem Tweet ergänzte er, Präsident Trump (welcher derweil in seinen Sommer-Urlaub aufgebrochen ist) wisse um die Unwahrheit seiner Behauptung. Klar scheint aber zu sein, dass Bill Clintoon die Dienste Epsteins zu schätzen wusste. Fox-News hat die Logbücher der Piloten veröffentlicht und aus denen geht hervor, dass Clinton tatsächlich 26 Mal mit geflogen sein soll, mehrmals auch ohne Mitarbeiter des Secret Service, dafür aber mit Begleiterinnen, von denen entweder nur Initialen oder Namen wie „Tatyana“ vermerkt worden sind. Und auch die Journalistin Conchita Sarnoff, die über den Fall ausführlich recherchiert und viele Zeugen befragt hat, schreibt in ihrem Buch „TrafficKing“ darüber. Sie kommt auf 27 Flüge von Clinton im „Lolita-Express“. Die Echtheit der Logbücher hat bislang niemand bestritten.“

US-Präsident Donald Trump hatte sich im Juli von Epstein distanziert. Er habe vor langer Zeit einen Streit mit ihm gehabt und sei kein Fan von ihm. In einem Interview mit dem „New York Magazine“ 2002 hatte Trump Epstein dagegen als „großartigen Mann“ beschrieben. Damals sagte der noch nicht politisch aktive Immobilienmogul: „Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.“

Epstein wurden von der Staatsanwaltschaft auch Sexhandel und Verschwörung zum Sexhandel vorgeworfen. Er soll
zwischen 2002 und 2005 dutzende teils minderjähriger Mädchen in seinen Häusern in New York und Florida sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Im Falle einer Verurteilung hätten ihm bis zu 45 Jahre Haft gedroht. Der Prozess gegen ihn hätte frühestens im Juni 2020 begonnen. Epstein war bereits Ende Juli verletzt in seiner Zelle vorgefunden worden. Ermittler hatten einen Suizidversuch für möglich gehalten. Der Milliardär galt als unter Politikern und Prominenten als extrem gut vernetzt. Er zählte früher unter anderem Ex-Präsident Bill Clinton, Prinz Andrew und den heutigen US-Präsidenten Donald Trump zu seinen Freunden. Trump hatte Epstein 2002 im "New York Magazine" als "großartigen Typen" bezeichnet.

Im Zuge des Missbrauchsskandals war vergangenen Monat auch US-Arbeitsminister Alex Acosta zurückgetreten. Er hatte als Staatsanwalt vor mehr als zehn Jahren eine außergerichtliche Einigung mit Epstein ausgehandelt, die diesem im Gegenzug für ein Geständnis ein Verfahren an einem Bundesgericht ersparte. Der Investmentbanker erhielt lediglich eine 18-monatige Haftstrafe und kam nach Ablauf von 13 Monaten frei. Ein Verfahren vor einem Bundesgericht blieb ihm damals erspart...

Petrina Ryan-Kleid hat übrigens ein weiteres, ähnlich ironisch-satirisches Bild gemalt, das Präsident George W. Bush lächelnd auf dem Boden sitzenden vor seinem Schreibtisch im Oval Office zeigt, mit einem Papierflieger in der Hand und zwei Stapel Bauklötze vor ihm, als nachstellte Szene der "Attacken" von 9/11 auf das World Trade Center, mit denen er die Angriffskriege gegen Afghanistan und Irak begründete. Dieses Bild trägt den Titel "War Games / Kriegsspiele".

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