Tim Laudanski - Zeihung

'Zeihung' ist ein altertümliches, poetisches Wort, das im heutigen Sprachgebrauch nur noch in 'Verzeihung' aufscheint. Ursprünglich hatte es die Bedeutung von 'Anzeige, Bezichtigung', aber auch 'Zeugnis, Zeichen' klangen an. So kann Verzeihung als eine Reaktion auf eine vorherige 'Zeigung' verstanden werden. Für die versierten, feinsinnigen Arbeiten von Tim Laudanski insofern ein passender Titel, als dass Zeihung an Hingabe und Vertrauen innerhalb der Erotik erinnert.



'Zeihung' weist auch eine ursprüngliche Bedeutungsnähe zu 'Zeug, (Ver)-Zicht und (Her-) Zeigung' auf, so dass Assoziationen wie 'sich zeigen' bis hin zu 'etwas sehen' (wie bei 'Prophe-zeiung-Vorher-Sehung') nahe liegen. Vom Sehen und Gesehen werden, von der Zeige- bis zur Schaulust, weit reichte einst die Bedeutung des heute fast vergessenen Idioms. Es kann dabei sogar darum gehen, ein (intimes) 'Zeugnis' abzulegen und dafür Vergebung zu erlangen.

 

In Sexualität und Erotik, auch in der darstellenden Kunst, geht es doch immer wieder um Vorzeigung und Hingabe, um Verzeihung und Vergebung. Das hat mit dem Verhältnis eines Subjekts (mit seinen bevorzugten) Objekten zu tun und mit dem Machtspiel der Geschlechter, ihrem unermüdlichen Wechselspiel zwischen Dominanz und Hingabe und zwischen Verführung und Verhüllung. Erotische Kunst hat dabei immer wieder gerne an Tabus gerührt und Scham und Schuldgefühle angesprochen. So ist 'Vergebung' ein für die erotische Kunst und die Darstellung von Sexualität hoch bedeutsamer Aspekt.

 

 

 

 

Tim Laudanski ist Bildhauer und Steinmetz. Seit seiner Jugend zeichnet und malt er viel und gerne. Auf den voraus gehenden Spannungsaufbau bei Auswahl und Setzung seines Modells ins Bild, und die passende Pose, folgt die Entspannung bei der Kreativität des Malprozesses. Der Reiz an der erotische Kunst beginnt für den Künstler bei der Schönheit und Anmut des weiblichen Körpers. Jede Frau, jede Muse ist dabei anders und drückt ihre individuelle Persönlichkeit und Haltung aus. In der Verbindung von erotischen Posen mit verführerischen Blicken sucht Laudanski dann diesen einzigartigen Moment festzuhalten und in der Erinnerung zu verewigen.

Laudanski zeichnet gerne so, dass nicht alles gezeigt und offenbar wird. Der bloß nackte Körper wird allemal interessanter und verführerischer, wenn er leicht bekleidet oder durch Accessoires betont wird. Jüngst setzt er sich vermehrt mit dem Thema Devotheit und leichtem SM auseinander. Dabei geht es ihm nicht um Erniedrigung, Schmerz und Unterwerfung, sondern es ist die fragile, sich hingebende Position, die ihn interessiert. Der besondere Reiz von Frauen in lieblichen Posen ist ihre (verzeihliche?) Leidenschaft, sich dem Liebespartner oder (Künstler) leichtsinnig (im wahrsten Sinne des Wortes) auszuliefern, hinzugeben und zu vertrauen.

Nachdem er jahrelang mit Kohle und Kreide gemalt hat, was für die nuancierte, detaillierte Darstellung eine hervorragende Technik ist, hat Laudanski seine Arbeiten um Aquarelle und Acrylmalereien erweitert. Hier sorgt der Malprozess selbst für noch mehr Authentizität und Augenblicks-Charakter im entstehenden Bild. Wenn die Farben, nass aufgetragen, ineinander verlaufen, sich Mixturen, Spuren, Kontraste, Rinnsale und Tropfen bilden, wenn Flächen des Bildes verwaschen bleiben, die Konturen und Feinheiten der Modelle dagegen deutlich akzentuiert und herausgestellt werden, kommt Atmosphäre und Stimmung in die Aktportraits. Die Musen und Modelle Laudanskis wirken dabei sehr sinnlich, gelöst, leicht und lebendig. So spiegeln sie auch die flüchtige, schillernde Beziehung zwischen Liebespartnern, zwischen Maler und Modell wider, bei ihrem intimen (Ver-)Wechselspiel zwischen Gezeigtem und Wahrgenommenem, zwischen Zeihung und Ver-zeihung.

 

 

 

 

Wenn Sie mehr zu den Arbeiten von Tim Laudanski oder zu dem Künstler wissen möchten, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die Galerie Liebreiz, hier...

 

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