Konstantin - "Ist es das, was Du wolltest?"

In Frage kommt ein flotter Dreier. Die Erfüllung eines lang gehegten, bislang geheimen Wunsches. Bei aller Liebe für solcherart ego-auflösende Wunscherfüllung ist entscheidend, Absprachen zu treffen, Achtsamkeit zu üben. Die Liebespartner sind bereit, ihr Intimstes einem Dritten, einem Fremden zu offenbaren. Die digitalen Zeichnungen des Künstlers Konstantin zeigen diese, die traute Zweisamkeit transzendierende, erotische Erkundung als schemenhafte Erinnerungslust.

 

 

Konstantin: "Ist es das, was Du wolltest?"

Sie: "Ich will sogar mehr! Und ich weiß, dass Du es auch willst."

Der Andere: "Deine Frau kann einem harten Kerl nicht widerstehen!"



„Ist es das, was du wolltest?“ bezieht sich auf ein Arrangement, eine Vereinbarung, die Mann und Frau miteinander getroffen haben. Die Liebesbeziehung soll um die Teilnahme und Teilhabe eines Anderen erweitert werden. Das ist mit der Auflösung von Fixierungen und Verlustängsten verbunden. Derartige Motivation und Erfahrung verarbeitet der Künstler Konstantin hier durch seine neue erotische Bilderserie. Bezüglich seines Ausgangsmaterials aus der Pornografie erläutert er:

 

"Pornografie beinhaltet auch eine gewisse Ästhetik und Dramaturgie, was sie für die Kunst interessant macht. Bei intensiver Auseinandersetzung mit Sexbildern im Internet habe ich erfahren, welche Vorlieben bei den Usern am beliebtesten sind. So gibt es zum Beispiel nicht nur den BDSM-Trend, sondern auch die beliebte Obsession des "Hotwife Couple":

 

Ein Ehepaar lädt einen fremden Mann ein, die Frau im Beisein ihres Mannes zu beglücken. Der Ehemann schaut zu, bleibt aber nicht passiv, sondern beteiligt sich. Es ist eine gleichberechtigte Vereinbarung zwischen dem Mann und der Frau - bei vielen Männern eine beliebte Fantasie, wenn ihre Frau von anderen gekickt wird. Sie wiederum befriedigt es, vor ihrem Mann ungehemmt zu agieren. Sie wünsche sich jetzt immer mehr davon, das wisse ihr Mann, schrieb mir die Frau eines Paares. Mit meiner Technik überführe ich diese Spielart der Erotik, die das Paar als Intensivierung seiner Ehe empfindet, in den künstlerischen Kontext."

 

 

 

 

Konstantin nennt seine unscharfen und flüchtigen, zwischen Abstraktion und Konkretheit changierenden Arbeiten: Digitale Zeichnungen - Digital Drawings. Zwar liefern Fotodateien die Vorlage für seine digitalen Zeichnungen, welche er dann am Computer bearbeitet, doch im Ergebnis wirken die Bilder sehr zeichnerisch, mitunter collagenhaft in einer dezenten Kontrastierung und zarten, lichten Farbgebung. Heute ist der Computer für Künstler ein gleichwertiges Werkzeug wie Pinsel oder Stift. Neben der qualitativen Ausführung und kreativen Weiterentwicklung geht es Konstantin ebenso darum, immer wieder neu die Möglichkeiten, welche die Technik bietet, auszuloten und durch seine künstlerische Arbeit zu reflektieren. Der Computer, sonst zur Vermessung (und Vermassung) eingesetzt, zur Verdeutlichung und Vervielfältigung, dient hier der Verfremdung und Abstraktion, der Diffusion und Transparenz.

Die Vorlage für die hier gezeigte aktuelle Serie von Konstantin, "Ist es das, was Du wolltest?", bilden pornografische Fotografien aus dem Internet, nun aber verfremdet, ohne jedoch das Sexuelle komplett herauszufiltern. Solche Images der digitalen Bildkultur, die hier die Grundlage bilden, sind sehr begehrt und werden millionenfach angesehen und angeklickt. Wie kann das pornografische Material angemessen in das künstlerische Feld überführt werden? Einige Künstler der Pop-Art und Postmoderne, wie Gerhard Richter oder Thomas Ruff haben in ihren Arbeiten mit pornografischem Bezug schon auf das Stilmittel der Unschärfe, Verfremdung und Verflüchtigung zurück gegriffen. Bilder, festgehalten in einem Zustand des Verblassens, wie die Erinnerung an erotische Traumsequzen am Morgen danach.

 

Gemessen am Kunststil der Pop-Art, der grell ist, konkret und seriell, ist der poppige, knallige Effekt in der Kunst Konstantins in Auflösung begriffen. "War früher der Zugang zu pornografischem Material noch umständlich und fand meist in der "analogen Welt" statt, so ist es heute jederzeit abrufbar und nur einen Mausklick entfernt, genauso wie ein Sex-Dating oder pornografisches Arrangement", sagt Konstantin über seine kreative Intention. "Ich bilde somit exemplarisch die digitale Bildkultur, speziell den Umgang mit Pornografie und Sexualität sowie die lange tabuisierte Kommunikation darüber im digitalen Zeitalter ab."

Hat er sich für ein Foto als Vorlage entschieden, weil es ihm inhaltlich gefällt, sexuell anspricht und vom Bildaufbau gelungen ist, speist er es in sein digitales Fotoprogramm ein. In solchen Programmen gibt es unzählige Filter, die auf eine Vorlagen angewendet werden können. Die verschiedenen Malfilter, welche eine malerische Optik simulieren wie Öl- oder Aquarellmalerei, kommen für sein Konzept aber nicht infrage, weil dabei Motive und Anmutung noch zu realistisch bleiben, das "Fleischliche" noch zu deutlich erkennbar wäre. Das Echte, das Reale, das Authentische soll aber so weit wie möglich entfremdet und entkernt werden, ohne die pornografischen Szenen dabei komplett zu abstrahieren. So kommen bei Konstantins Arbeiten tatsächlich nur ganz wenige Filter zum Einsatz, nämlich diejenigen, die eben diese zeichnerische, grafische Ästhetik hervorbringen.

 

 

Zurück